Vom intelligenten Wasserhahn bis zum Modell aus dem 3D-Drucker setzt ein Uelsener Zahnarzt auf modernste Technik. Die braucht es seiner Ansicht nach auch auf dem Land, wenn Praxen dort bestehen wollen. Ausschlaggebend sind für ihn nicht nur die Patienten.
Ob im Privathaushalt oder in der Arbeitswelt, die Digitalisierung soll das Leben in den kommenden Jahren noch stärker bestimmen als ohnehin. Schlagworte wie „Telemedizin“ oder „eHealth“ gelten dabei im Gesundheits- und Pflegesektor bereits nicht mehr nur als Vorboten von Veränderungen.
„Ich wehre mich gegen diese Aussagen: ‚Wir auf dem Land brauchen das nicht‘“, sagt Weber im GN-Gespräch. „Ohne Digitalisierung geht es nicht.“ Der Landzahnarzt bezeichnet sich selber als „Nerd“, also als jemand mit einem besonders ausgeprägten Spezialinteresse. Das ist in Webers Fall natürlich Zahnmedizin, die aber speziell in Kombination mit Technik. Wenn Weber mit einem Strahlen auf dem Gesicht durch seine Behandlungsräume im Ortszentrum von Uelsen führt, bleibt daran kein Zweifel. Vom sterilen Wasserhahn, der sich ganz ohne Berührung bedienen lässt, bis zur Tageslichtsimulation für die richtige Farbe beim Zahnersatz setzt der Zahnarzt auf moderne Technik.
Bereits die Aufnahme der Krankengeschichte erledigt der Patient selbst via Tablet-PC statt auf gedruckten Fragebögen (Stichwort: „papierloses Büro“). Die digitalen Krankenakten lassen sich anschließend in jedem Behandlungsraum aufrufen. Weitere Informationen wie etwa Bilder aus dem 3D-Röntgenapparat werden nach der Erhebung unmittelbar ergänzt. Dank Pixelsensor zeichnet ein „Intraoralscanner“ nahezu in Echtzeit ein digitales Abbild des Patientengebisses auf einen Computerbildschirm und macht so den Gipsabdruck überflüssig. Ein 3D-Drucker erzeugt daraus wiederum ein plastisches Modell. Den späteren Zahnersatz schneidet eine Fräse ebenfalls computergestützt aus dem Materialrohling. Modelle lagern auf Festplatten, statt kistenweise in Lagerräumen.Was heute in Teilen vielleicht noch eine Besonderheit ist, wird in den nächsten zehn Jahren Standard sein, glaubt Weber. Der Bedarf sei da, schildert der Zahnarzt und berichtet von Patienten aus der gesamten Grafschaft sowie den Niederlanden. Gerade in der Zahnmedizin, wo Ärzte mit vielen Angstpatienten zu tun haben, zeichnet sich die digitale Technologie für den Uelsener aus. Sie ermögliche gezielteres Bohren und schnelle Demonstration vom Istzustand der Zähne sowie geplanten Behandlungsschritten.
Die Leute auf dem Land sind so gut drauf
„Wir wollen zeigen, es geht auch auf dem Land“, betont der Zahnarzt. Weber ist selber gebürtiger Bochumer und kam 2006 nach Uelsen. Seine Praxis in der Grafschaft möchte er nicht mehr missen. Der nahe Kontakt zu den Patienten, die Natur direkt vor der Haustür – „Die Leute auf dem Land sind so gut drauf“, sagt Weber und betont die Vorzüge des Landlebens. „Ich habe selten so viel Spaß gehabt, auf der Arbeit.“
Doch ohne Digitalisierung haben Landarztpraxen wohl keine Zukunft, prognostiziert er. Für die Bewerber auf seine zuletzt ausgeschriebene Zahnarztstelle sei die moderne Ausstattung entscheidender gewesen als der Standort, mutmaßt er. Daher würden auch künftig Einzelpraxen weniger werden und Gemeinschaftspraxen, in denen sich mehrere Parteien die teure Ausstattung teilen, zunehmen.Was Thomas Weber zu seinem Glück noch fehlt, ist der Breitbandausbau. „Gerade 3D-Modelle sind riesen Datenmengen“, schildert der Zahnarzt. Die muss er teilweise zum Umwandeln an Dritte über das Internet versenden. Dafür braucht es eine starke Leitung. Ein weiterer Vorteil eines Glasfasernetzes: „Ich könnte meine Muster auch noch von Zuhause bearbeiten“, sagt der Zahntechnik-Nerd.
Quelle: David Hausfeld, Grafschafter Nachrichten, 04.07.2019