Wissen.Innovation.Region: Unter diesem Label organisierte das Netzwerks Deutsche Gesundheitsregionen (NDGR) – erstmalig auch unter Beteiligung der Gesundheitsregion EUREGIO als Neumitglied – auf dem Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit in Berlin vom 6. bis 8. Juni 2018 einen Gemeinschaftsstand mit 17 Ausstellern.
Dazu zählte die Beteiligung an der Diskussionrunde „Power 2 the Bauer: Zukunftsbaustelle Versorgung in ländlichen Regionen“ unter der Moderation von Dr. Petra Rambow-Bertram, stv. Vorsitzende des NDGR. Thomas Nerlinger, NDGR-Vorstandsmitglied und Geschäftsführer der Gesundheitsregion EUREGIO verdeutlichte am Projektbeispiel Dorfgemeinschaft 2.0 das Innovationspotential im ländlichen Raum. „Die Diskussionsrunde müsste eigentlich Power FROM the Bauer heißen“, so Nerlinger, und lieferte prompt die Begründung hierfür: „Auf dem Lande halten die Menschen traditionell zusammen – jeder kennt jeden. Das ist ein idealer Nährboden für soziale Innovation. Bei Problemen werden generationenübergreifend pragmatische Lösungen gesucht. Das war früher so und wird auch in Zeiten von Digitalisierung und demografischem Wandel künftig so sein. Eine große Chance auch für die regionale Gesundheitsversorgung.“
Die Diskussionsrunde „L ́escargot en marche: Schubsen regionale Initiativen die Integrierte Versorgung von der Schleichspur?“ konkretisierte die Zukunft der integrierten Versorgung – inhaltlich und gesundheitspolitisch ein Ladenhüter, aber ein immer noch ungelöstes Problem.
Dr. Helmut Hildebrandt von der OptiMedis präsentierte ein 3-Punkte-Sofortprogramm zum Barriereabbau zugunsten einer patientenzentrierten integrierten Versorgung:
- Klare Zielsetzungen der Politik, dass bis zum Jahr 2025 10 % und bis zum Jahr 2030 25 % der deutschen Bevölkerung in regionalen Verträgen zur integrierten populationsorientierten Versorgung bei der Erhaltung ihrer Gesundheit unterstützt und über alle Sektoren hinweg gut versorgt werden sollen;
- einen gesetzlichen Auftrag an das Bundesversicherungsamt, sich um den Ausbau der integrierten Versorgung und die Erfüllung der vorgegebenen Quote zu kümmern;
- ein Initiativrecht für regionale Akteure „vor Ort“ für den Ausbau der integrierten Versorgung auf der Basis von Regionalanalysen, die durch das Bundesversicherungsamt zur Verfügung gestellt werden müssen – und eine Begründungspflicht für Kostenträger, wenn sie solche Verträge ablehnen.
Könnten solche Schritte helfen, der integrierten Versorgung neuen Schub zu geben? Ja, so die Antwort der Diskutanten auf dem W.I.R.-Stand. Medizinisch, ethisch und für die Nachhaltigkeit unseres Gesundheitssystems seien diese Schritte notwendig. Aber man solle noch weiter gehen! Gerade bei psychischen Erkrankungen, bei Multimorbidität im Alter und anderen komplexen Erkrankungen sei eine über die einzelnen Sektoren hinweg auf den gesamten Versorgungsprozess bezogene integrierte Versorgung nachweislich überlegen. Das gelte sowohl hinsichtlich der Ergebnisse für die Patienten wie aber auch bezüglich der Kosten für die Gesellschaft. Der Gesetzgeber solle dies deshalb zur Verpflichtung machen. Dazu gehöre dringend eine Harmonisierung der verschiedenen Finanzierungsquellen auf der regionalen Ebene. An die Leistungserbringer vor Ort richtete sich der Appell zugunsten einer patientenzentrierten Versorgung: Nutzt die Möglichkeiten der digitalen Techniken zur besseren Integration der Versorgung über alle Sektoren hinweg!
Die Diskussionsrunde des NDGR beim Hauptstadtkongress hat deutlich gemacht, dass das Netzwerk eine Plattform ist, auf der zukunftsweisende Konzepte erörtert werden. Die Aufmerksamkeit der Politik und der wirtschaftlichen Akteure zeichnet sich ab.
Als Partner des GesundheitsCampus Osnabrück präsentierte sich die Gesundheitsregion EUREGIO darüber hinaus als Verbundkoordinator des Forschungsprojektes Dorfgemeinschaft 2.0 auf dem NDGR-Gemeinschaftsstand.
Bericht: Vorstand NDGR, Thomas Nerlinger (Fotos)
Unterlagen Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit zum Download
Programm W.I.R. des Netzerkes Deutsche Gesundheitsregionen
Standplan W.I.R. Hauptstadtkongress
Diskussionsrunden auf dem W.I.R Stand
Programm Gesundheitscampus Osnabrück