Jetzt wird es ernst! Parlamentarischer Abend des Netzwerks Deutsche GesundheitsRegionen | NDGR e.V. erörtert die Perspektiven für Versorgungsverbesserungen durch regional vernetzte und patientenorientierte Zusammenarbeit ‚vor Ort‘.
Gesundheitsregionen haben reichlich Erfahrung mit Projekten für Versorgungsverbesserungen durch regionale Zusammenarbeit. Doch selbst dann, wenn diese nachgewiesen erfolgreich sind, ist der Weg in den Dauerbetrieb steinig. Sowohl die Bundespolitik als auch einige Länderregierungen wollen dies ändern. Darum, wie das gehen und ggf. gesetzlich ausgestaltet werden kann, ging es beim parlamentarischen Abend des NDGR e.V. am 14.12.2022 in Berlin.
Zu Beginn stellten Thomas Nerlinger (Geschäftsführer und Projektleiter der Gesundheitsregion EUREGIO) und Milorad Pajovic (DAK-Gesundheit) das Innovationsfondsprojekt Regionales Pflegekompetenzzentrum (ReKo) vor, das von der Universität Osnabrück evaluiert wird. Beide unterstrichen den bisherigen sehr guten Projektverlauf, die sehr gute Inanspruchnahme des neuen integrierten ReKo-Case-Management-Versorgungsangebotes und den Teamgeist im ReKo-Projektteam. Die rund 30 Kooperationspartner und Mitglieder der Gesundheitsregion EUREGIO ziehen in der niedersächsischen Modellregion erfreulicherweise alle an einem Strang. Dazu zählen die beteiligten Landkreise Emsland/Grafschaft Bentheim und Kliniken, zahlreiche Pflegeanbieter, niedergelassene Ärzte und weitere Einrichtungen. Im vorgestellten Kurzfilm verdeutlichten eine ReKo-Klientin und ihre zuständige ReKo-Case-Managerin eindrucksvoll die Bedeutung ihrer engen Zusammenarbeit.
Dabei waren:
- 200 Fachbesucher:innen, darunter viele Aktive aus NDGR-Mitgliedsregionen, allen Bereichen des Gesundheitswesens, der Krankenkassen, der Gesundheitsforschung und der Politik,
- Fünf Bundestagsabgeordnete (Jens Beeck, FDP; Karo Otte, Bündnis 90/Die Grünen; Dr. Andreas Philippi, SPD; Erwin Rüddel, CDU; Emmi Zeulner, CSU),
- Fünf Expert:innen (Dr. Michael Brinkmeier, Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe; Prof. Dr. Lutz Hager, Bundesverband Managed Care, Annette Hempen, Bundesverband der Arzt-, Praxis- und Gesundheitsnetze | AdA; Dr. Helmut Hildebrandt, Optimedis AG; Dr. Volker Schrage, Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe)
Wichtige Erkenntnisse des Abends waren:
- Gesundheitsregionen haben unstrittig und nachgewiesenermaßen große Potenziale für signifikante Verbesserungen bei der Gesundheitsversorgung. Ganz deutlich zeigt sich das etwa, wenn es gilt, die Einweisung in die stationäre Altenhilfe zu vermeiden, zumindest aber hinauszuzögern.
- Politik sucht Wege, Gesundheitsregionen zu stärken, um Versorgungsengpässen entgegenzuwirken, hat aber noch keine klare Vorstellung und erst recht keinen Konsens darüber, wie dies am besten geschehen kann.
Zentrale Fragen für weitere Klärungen sind:
- Welche Kriterien muss eine „gute Gesundheitsregion“ erfüllen, um Rückenwind durch die Politik zu bekommen?
- Wie lassen sich die Aufgabenfelder von Gesundheitsregionen bei Versorgungsfragen beschreiben und wie mit den Zuständigkeiten anderer, etwa der Kassenärztlichen Vereinigungen, der Kranken- und Pflegekassen oder der Kommunen, u, weiterentwickeln?
- Wie lässt sich Versorgungsmanagement auf regionaler Eben finanzieren, aus zusätzlichen Töpfen oder aus den Wirtschaftlichkeitsgewinnen einer besser organisierten Versorgung?
- Gesundheitsregionen haben die Chance, in diesen Fragen Vorlagen zu liefern, Politik ist empfangsbereit.
„2023 wird für die regional vernetzte und patientenorientierte Gesundheitsversorgung und damit für Gesundheitsregionen ein wichtiges Jahr werden. Lasst uns unsere Leistungspotentiale weiterentwickeln, um der Politik tragfähige Vorschläge für verbesserte Rahmenbedingungen zu machen. Eine Lösung von der Stange, ein one-fits-all macht keinen Sinn. Damit eine Koalition der Willigen ‚vor Ort‘ gelingen kann, braucht es aber eine solide rechtliche Basis, Möglichkeiten zum Investieren und neue Wege, gelungene Innovationsprojekte schneller in den Dauerbetrieb und in die Breite zu bringen“ fasste Professor Dr. Josef Hilbert, Vorsitzender des NDGR e. V., den Abend zusammen.
Quelle: Netzwerk Deutsche Gesundheitsregionen
Fotos: Gesundheitsregion EUREGIO