Projektzuschlag Apotheke 2.0: Vor Ort und doch digital? Gesundheitsregion EUREGIO erforscht mit Universität Osnabrück digitale Technologien in Apotheken

Vorstandsvorsitzender Dr. Arno Schumacher im Gespräch mit Geschäftsführer Thomas Nerlinger und Prof. Dr. Frank Teuteberg (Universität Osnabrück) auf der Sommer-Visite 2017, von links. Foto: Franz Frieling.

In den letzten Jahren ist oft über das sogenannte „Apotheken-Sterben“ zu lesen. Digitale Angebote verdrängen anscheinend zunehmend die Apotheke vor Ort – mit großen Nachteilen für eine insgesamt alternde Bevölkerung. Doch was heißt dies genau? In Kooperation mit dem Apothekerverband Westfalen-Lippe e.V. (AVWL) und der Gesundheitsregion EUREGIO e.V. erforscht an der Universität Osnabrück das Fachgebiet Unternehmensrechnung und Wirtschaftsinformatik (UWI) von Prof. Dr. Teuteberg die Einsatzmöglichkeiten von digitalen Technologien in Apotheken.

Mit rund 200.000 Euro wird das neue Forschungsprojekt vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Im Rahmen des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung (BULE) werden speziell Projekte unterstützt, die darauf abzielen, ländliche Regionen als Wohn-, Arbeits- und Lebensräume attraktiv zu gestalten. „Mit den Fördermitteln für die Apotheke 2.0 unterstreichen wir als Bund unseren Ansatz“, betont Albert Stegemann, Mitglied des Deutschen Bundestages und Abgeordneter des Wahlkreises Mittelems: „Wir wollen die ländlichen Räume durch die Digitalisierung stark und dauerhaft attraktiv machen. Gerade in der Fläche bieten digitale Ansätze unendlich viele Chancen. Mit der Dorfgemeinschaft 2.0, der Gesundheitsregion EUREGIO und ihren Mitgliedern, wie der Universität Osnabrück, haben wir natürlich ein exzellentes Team, das diese Chancen zum Wohl der Menschen in unserer Region aufgreifen wird.“

„Wer auf dem Land wohnt und gesundheitliche Hilfe braucht, hat häufig schon jetzt ein Problem: Ärzte finden keine Nachfolger und schließen ihre Praxen, nicht selten trifft es dann auch die Apotheke nebenan“, erklärt der Geschäftsführer der Gesundheitsregion EUREGIO, Thomas Nerlinger. Die Folge: Das Leben auf dem Land wird immer unattraktiver. Das neue Projekt „Apotheke 2.0“ möchte dieser Abwärtsspirale entgegenwirken.

Zum Hintergrund des Projekts: Die Apotheke vor Ort übernimmt eine zentrale Rolle für eine flächendeckende Gesundheitsversorgung. Insbesondere in ländlichen Regionen ist sie vor Ort häufig der letzte verbliebene Ansprechpartner für gesundheitliche Fragestellungen. Durch zunehmende Konkurrenz ausländischer Versandapotheken und einen akuten Fachkräftemangel ist der Fortbestand zahlreicher Apotheken jedoch in Gefahr. Ziel des Projektes Apotheke 2.0 ist es daher, durch die Potenziale der Digitalisierung, dem Apothekensterben entgegenzuwirken und eine flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln insbesondere in ländlichen Regionen sicherzustellen. „Zunächst einmal wollen wir untersuchen, welche Bedarfe Apotheken und Patienten hinsichtlich der Digitalisierung haben“ sagt Prof. Teuteberg. „Daraus leiten wir schließlich konkrete Lösungsmöglichkeiten und Handlungsempfehlungen ab.“

Als ein Beispiel nennt Prof. Teuteberg Gesundheits-Apps: „Sie ermöglichen dem Patienten eine digitale Kommunikation mit der Apotheke und vereinfachen das Medikamentenmanagement.“ Weitere Möglichkeiten ergeben sich bspw. durch Fitnessarmbänder und die professionelle Auswertung der gesammelten Daten. „Diese können einerseits helfen, um Medikamente individuell auf die Patienten einzustellen und andererseits zu präventiven Maßnahmen der Gesundheitsförderung motivieren“, so Prof. Teuteberg.

Der Wirtschaftsinformatiker hat langjährige Erfahrung mit Themen aus der Gesundheitsversorgung. Beispiel hierfür ist unter anderem das Projekt „Dorfgemeinschaft 2.0“, in dem ein gesundheitsbezogenes Versorgungskonzept für die Region „Grafschaft Bentheim/Südliches Emsland“ entwickelt und umgesetzt wird. Prof. Teuteberg ist zugleich Sprecher der Profillinie Digitale Gesellschaft – Innovation – Regulierung. Diese Linie ist eine von sechs interdisziplinären Profillinien, mit denen die Universität ihr Forschungsprofil nachhaltig schärfen will. Bereits seit vielen Jahren kooperiert die Universität Osnabrück mit der Gesundheitsregion EUREGIO e.V.

Die Gesundheitsregion EUREGIO umfasst in der Branche Pharma & Apotheken aktuell folgende Mitglieder:

Pressemitteilung Universität Osnabrück vom 13.11.2018

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