Das Wetter war spitze, das Ambiente traumhaft und die Stimmung top! Bei den Inhalten allerdings zeichnete sich viel Arbeit ab.
Wie in jedem Jahr, so auch in 2018 hatte das Netzwerk Deutsche Gesundheitsregionen am 25. Mai die Chance – Dank an den Veranstalter! –, bei der 14. Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft einen eigenen Workshop zu gestalten: „Neue Versorgungsformen und -techniken im ländlichen Raum“ war das Thema. Beiträge kamen aus fünf Mitgliedsregionen des NDGR: Hannover (Dr. Petra Rambow-Bertram zusammen und Michaela Evans aus dem IAT in Gelsenkirchen), Mecklenburg-Vorpommern (Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann), Münster (Johannes Technau), Sachsen (Dr. Olaf Müller) und erstmalig auch die Gesundheitsregion EUREGIO als Neumitglied u. a. mit den Landkreisen Grafschaft Bentheim und Emsland (Thomas Nerlinger). Moderiert wurde der Workshop durch den NDGR-Vorsitzenden Prof. Dr. Josef Hilbert (Foto links).
Die Beiträge und ihre lebhafte Diskussion machten insgesamt eines deutlich: Durch neue Wege der Organisation, der Zusammenarbeit und der Ressourcenbündelung – und gerade auch mit Hilfe digitaler Techniken – gelingt es Pilotprojekten zunehmend, Versorgung in ländlichen Regionen nicht nur sicherer, sondern auch besser, zuweilen sogar effizienter zu machen.
Exemplarisch ist dieses etwa für einzelne Indikationen in Mecklenburg-Vorpommern (u. a. in der Pädiatrie) und in Sachsen (u. a. beim Schlaganfall) demonstriert worden – parallel gelang der Aufbau einer Telematik-Struktur, die jetzt auch für weitere Anwendungen genutzt werden könnte. Neue Versorgungskonzepte für ländliche Regionen können von Innovationen in der Welt der Arbeit profitieren. Konzeptionelle Überlegungen wie praktische Erfahrungen (etwa in Hannover, in Mecklenburg-Vorpommern oder auch in der Gesundheitsregion EUREGIO z. B. mit dem Projekt Dorfgemeinschaft 2.0) zeigen, dass die alten Frontlinien zwischen den Professionen aufweichen und ganzheitliche interprofessionelle, auf Patienten orientierte Vorgehensweisen entstehen.
Mit Blick auf die Gewinnung von Fachkräften in der Pflege besonders interessant sind die Projekte zur „Buurtzorg“ (Nachbarschaftsbetreuung), die in Anlehnung an Erfahrungen aus den Niederlanden im Münsterland gestartet wurden. Hier organisieren Teams aus maximal 10-12 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Pflegearbeit in einem Dorf oder in einem Quartier selbst. Durch die hohe Gestaltungsautonomie und Problemnähe gewinnen die Beschäftigten dadurch nicht nur an Anerkennung und Selbstbewusstsein, sondern es gelingt ihnen auch, die Potenziale der Familien und Nachbarschaften der Gepflegten besser einzubinden. Am Ende – so die niederländischen Erfahrungen und die deutschen Hoffnungen – steht dann ein „Triple Win“: Attraktivere Arbeit, bessere Pflege und mehr Effizienz!
Die skizzierten Aktivitäten in den genannten Regionen machen Mut, dass die Versorgungsherausforderungen in ländlichen Regionen auch in Zukunft gelöst werden können. Aber es gibt auch Schatten: Viele der wegweisenden Initiativen und Projekte wurden aus zeitlich befristeten Mitteln für Forschung, Entwicklung und Erprobung finanziert. Langfristig gesicherte Finanzgrundlagen stehen aus – obwohl unter fachlichen wie wirtschaftlichen Gesichtspunkten positive Evaluationsergebnisse vorliegen. „Im Verbund mit Partnern wird das NDGR sich dafür engagieren, dass zukunftsfähige Versorgungkonzepte auch eine nachhaltige Finanzgrundlage bekommen. Rückenwind dafür gibt es auch durch die Nationale Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft!“ – so die zufriedene, aber auch Arbeit bringende Bilanz von Dr. Petra Rambow-Bertram und Prof. Dr. Josef Hilbert, den Sprechern des Netzwerks auf dem Workshop bei der Nationalen Branchenkonferenz Gesundheits-wirtschaft 2018.
Bericht: Prof. Dr. Josef Hilbert, Vorstandsvorsitzender des Netzwerkes Deutscher Gesundheitsregionen (NDGR)
Fotos: BioCon Valley® GmbH